Wanderung durchs Ilsetal zwischen Ilsenburg und Brocken - Harzer Wandernadel

Ilsenburg - Heinrich-Heine-Weg - Obere Ilsefälle (Bremer Hütte) - Stempelsbuche - Gelber Brink - Brockenbett - Brockenkinder - Große Zeterklippe - Molkenhausstern - Ferdinandsstein - Wolfsklippe - Oberförster-Koch-Denkmal - Plessenburg - Paternosterklippe - Ilsestein - Ilsetal - Froschfelsen - Ilsenburg

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Prolog

Meine vierte große Wanderung für die Harzer Wandernadel führte mich über ca. 33 km zu elf Stempelstellen kreuz und quer zwischen Ilsenburg und dem Brocken.

Unerwartete Begegnung

Neubau der Loddenkebrücke über die Ilse am Heinrich Heine-Wanderweg.

Am 2. Oktober 2012 gehts mit dem Auto von Hahnenklee nach Ilsenburg. Dort muss ich feststellen, dass der große Wanderparkplatz gebührenpflichtig ist, für mich eine eigenwillige Art, Wanderer willkommen zu heißen. So weiche ich denn auf einen kleineren Parkplatz aus, und um 9 Uhr kanns losgehen. Zunächst empfängt mich das Ilsetal mit diversen - nicht immer angenehmen - Gerüchen der Zivilisation. Entlang der Ilse durch den Herbstwald gewinnt aber schnell das Naturerlebnis die Oberhand, und so passiere ich zügig den Zanthirplatz. Ein Stück weiter waten tatsächlich Baumschinen durch die Ilse, da die Brücke Richtung Plessenburg neu gebaut wird. Mitten in der Natur und im Nationalpark wirkt dieses Bild irgendwie surreal, aber interessant. Ein wanderndes Pärchen und eine wandernde Gruppe mit Hunden überholen mich, den - wie so oft - das Fotografieren etwas aufhält.

Auf den Spuren Heinrich Heines

Diesen Anblick hat schon Heinrich Heine bewundert - auf dem nach ihm benannten Wanderweg durchs Ilsetal. Ein kleiner Teil der Ilsefälle.

Etwas später wende ich meine Laufrichtung von Westen nach Süden, überquere die Ilse und registriere, dass es nun merklich bergauf geht, den Ilsefällen entgegen. Bei den Ilsefällen nutze ich mehrere Gegelengenheiten, diese per Langzeitbelichtung zu fotografieren. Das mitgeschleppte Stativ bleibt im Rucksack, Steine und Bänke bieten gute Möglichkeiten, die Kamera abzulegen. Nebenbei tue ich am Heinrich-Heine-Denkmal der Wandergruppe mit Hunden einen Gefallen und mache ein Gruppenfoto mit deren Kamera.

Den Brocken hinauf

Erwischt: gut getarnt zwischen jungen Fichten wähnt sich der gemeine Brockenstumpf unbeobachtet.

Kurz vor der Bremer Hütte lichtet sich der Wald und dann ist auch schon die erste Stempelstelle Obere Ilsefälle erreicht. Da hier recht großer Andrang herrscht, verzichte ich auf eine Pause und laufe nach dem Stempeln weiter. In einem Bogen gehts zur zweiten Stempelstelle Stempelsbuche auf ca. 640 m Höhe. Da auch hier wieder einiges los ist, halte ich mich nicht länger als nötig auf und nehme nun den Weg zum höchsten Punkt dieser Wanderung in Angriff. Der Weg namens Gelber Brink führt kontinuierlich und recht steil bergan, so dass selbst der Mountainbiker, der mich Anfangs noch sportlich überholt, zusehends an Schwung verliert. Seine qualvolle Schlingerspur kann ich bis zum Brockenbett verfolgen. Unterwegs begegne ich einer skurrilen Formation am Wegesrand, höre rechter Hand die Brockenbahn tuten und schnaufen und treffe die Ilse wieder, die sich unsichtbar unter einem Bett aus Granitblöcken geräuschvoll hindurchschlängelt. Dann ist es endlich geschafft, die dritte Stempelstelle Gelber Brink ist erreicht und hier gönne ich mir eine Pause.

Zwischen Brocken und Zeterklippen

Einsam und schön ist der Weg zwischen Brockenkinder und Zeterklippen.

Weiter soll mein Weg über die Brockenkinder zu den Zeterklippen führen. Verschiedene Pfade führen bergan, und alle führen sie ins Nichts. Frustriert laufe ich zurück, um einen Umweg in Kauf zu nehmen, da begegne ich einem wandernden Paar, das versichert, ortskundig zu sein, und dem ich mich anschließen darf. Die kleine Kletterei über die Brockenkinder könnte später noch zu Diskussionen führen, da der weibliche Teil des Paares von dem Weg nicht ganz so angetan scheint. Am höchsten Punkt meiner Wanderung auf ca. 940 m Höhe verabschiede ich mich und düse nun abwärts Richtung Zeterklippen. Ein schöner Pfad führt durch den Fichtenwald und über freie Flächen, die Sonne scheint, weit und breit ist kein Mensch zu sehen und zu hören, so dass ich den Harz in vollen Zügen genießen kann.

Ein neuer Abschnitt

Blick von den Zeterklippen über Wernigerode ins nördliche Harzvorland.

So gelange ich zügig zu den großen Zeterklippen, der Stempel ist im Nu im Heft und ich klettere die Leiter hinauf zu den eigentlichen Klippen. Hier lasse ich mir Zeit fürs Fotografieren und genieße die Aussicht hinüber zum nahen Brocken und in die Ebene.
Der weitere Weg ist so holprig wie unwegsam, kaum zu glauben, dass man sogar hier ab und zu Reifenspuren von Mountianbikes sieht. Kurz vor dem Molkenhausstern verlasse ich den dichten Wald und es fühlt sich an, als ob hier - auf 733 m Höhe - ein neuer Abschnitt der Wanderung beginnen würde. Nach dem Akt des Stempelns entscheide ich mich, geradeaus weiter zu gehen. Irgendwann teilt sich der Weg, rechts gehts direkt zur Wolfsklippe, doch ich nehme den Umweg über den Ferdinandsstein. Zunächst laufe ich einen überwachsenen Forstweg entlang und habe einen schönen Blick auf eine Felsformation namens "Weiße Steine". Dann teilt sich der Weg, ich bekomme Zweifel und entscheide mich für rechts, bleibe dabei unsicher und komme letztlich nicht ganz dort heraus, wo ich es geplant hatte.

Mal wieder auf Irrwegen

Beim Ferdinandsstein kommen Felsformationen zwischen den restlichen Bäumen zum Vorschein.

Zum Ferdinandsstein gehts dann jedenfalls links einen steilen kurzen Weg hinauf und oben das gleiche Spiel. Der Weg teilt sich, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich rechts halten muss und da mir nichts besseres einfällt, verfolge ich diesen Weg mit zunehmender Verzweiflung. Ich befinde mich auf einer fast kahlen Anhöhe, dem Oberen Gebbertsberg. Rechts sehe ich wieder eine dieser Felsformationen, ansonsten nur weite Ödnis, keine Spur von einer Stempelstelle weit und breit. Ca. 400 m weiter vor mir und ca. 50 m weiter unten erkenne ich einen Weg, der mir immerhin Hoffnung gibt. 400 Meter durch hochharzer Ödnis können ganz schön lang und frustrierend sein, der Boden wird vom hohen Gras verdeckt, jeder Schritt ist eine Überraschung mit sumpfigem Morast als zweifelhafter Höhepunkt. Die Aussicht indes ist prima, wenn ich auch kein Anzeichen einer Stempelstelle entdecken kann. Endlich unten am Weg angekommen wende ich mich nach links und gehe in einem Bogen diesen Weg zurück bergauf. Endlich finde ich den richtigen Weg zur Stempelstelle Ferdinandsstein und erreiche diese nun aus der anderen als der beabsichtigten Richtung kommend. Zurück an der Stelle meines fatalen Abbiegeirrtums bin ich darüber verwundert, wie ich es schaffen konnte, den falschen Weg einzuschlagen. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer.

Kreuz und quer durch die Wälder

Herbstlicher Blick vom Ilsestein auf Ilsenburg. Das Kreuz auf dem Ilsestein wurde am 18. Oktober 1814 zum Gedenken an die Gefallenen der Befreiungskriege errichtet.

Weiter gehts den Alexanderstieg entlang und hinauf zur Wolfsklippe. Zwei nette Rentnerpaare kommen mir entgegen, die mich offenbar schon einmal am Vormittag gesehen haben und sich wundern, warum ich kreuz und quer durch diese Gegend laufe. Da sie selber wanderstempeln, haben sie den Grund meiner Wegplanung schnell verstanden. Von der Wolfsklippe laufe ich wieder abwärts auf einem eher langweiligen Weg zum Oberförster-Koch-Denkmal und von dort weiter zur Plessenburg (ca. 540 m Höhe). Der Stempelkasten befindet sich auf dem Gelände des Gasthauses Plessenburg, das den Wanderer auf großen Schildern unmissverständlich darauf hinweist, auf keinen Fall Mitgebrachtes zu verzehren. Leider betrifft dieses Verbot sämtliche Sitzgelegenheiten in der Umgebung des Stempelkastens - wieder so eine eigenartige Geschäftstüchtigkeit, die bei mir einen faden Beigeschmack hinterlässt. Ich fühle mich nicht willkommen und wandere weiter.

Der Ilsestein

Herbst auf dem Ilsestein. Blick vom Ilsestein über das Ilsetal.

Ein schöner Weg führt nun zunächst zur Paternosterklippe. Es kommen mir Wanderer und Spaziergänger entgegen, was darauf hindeutet, dass das Ilsetal wieder näher rückt. Noch ein Stück weiter erreiche ich den Ilsestein. Hier auf ca. 470 m Höhe hat man wirklich tolle Aussichten sowohl Richtung Brocken als auch über Ilsenburg hinab in die Ebene. Der Herbst macht sich bereits im Laub bemerkbar, was die Szene im nachmittäglichen Sonnenlicht noch schöner erscheinen lässt. Ich nehme mir Zeit fürs Fotografieren und Genießen.

Der letzte Aufstieg

Vorne das Ilsetal und hinten der Brocken, über dem dunkle Wolken aufziehen.

Nachdem ich wieder im Ilsetal angelangt bin, mache ich mich auf zur letzten Etappe meiner Wanderung: hinauf zum Froschfelsen. Ich folge dem Borkenkäferpfad, der sich im Zickzack den Berg hinauf windet und sehr schön zu gehen ist. Ungefähr auf halber Höhe zweigt nach Südwesten ein Trampelpfad, der kaum zu erkennen ist, Richtung Froschfelsen ab. Dieser Pfad ist auf meinem OpenStreetMap-Ausdruck eingezeichnet.

Ein zweifelhafter Weg

Unverhofft traumhafter Blick zum Ilsestein vom gegenüberliegenden Meineberg aus. Sonnenuntergang auf dem Meineberg südlich von Ilsenburg.

Dummerweise entpuppt sich das Beschreiten dieses Pfades zunehmend als abenteuerliches Unterfangen. Es geht durch Gebüsch und Unterholz fast ausnahmslos am steilen Hang des Berges entlang. Die mir vertraute Frage drängt sich auf, ob ich nun besser weitergehen oder umkehren soll. Da die Dämmerung sich bereits ankündigt und ich befürchte, dass mir die Zeit davoneilt, entscheide ich mich fürs Weitergehen. Immerhin werde ich unterwegs mit einem tollen Blick auf den gegenüberliegenden Ilsestein belohnt.

Froschfelsen und Finale mit Dämmerung

Blick vom Meineberg über das Harzvorland zwischen Ilsenburg und Wernigerode. Zur Blauen Stunde ein letzter Blick auf Ilsenburg, bevor die Dunkelheit hereinbricht.

Es dauert eine ganze Weile und viele mühevolle Schritte und Tritte, bis meine Hoffnung, endlich den Stempelkasten zu erreichen, erfüllt wird. Die letzten hundert Meter führen als bequemer Forstweg direkt dorthin. Viel Zeit für eine Pause bleibt nicht. Am Froschfelsen entlang nehme ich den Rückweg über die ca. 544 Meter hohe Kuppe des Meinebergs. Dort oben beschert mir der Sonnenuntergang ein prächtiges Schauspiel, das ich in gefühlter Einsamkeit und nur vom Wind begleitet genieße. Kurze Zeit später bekomme ich noch eine Ausblick auf Ilsenburg, dann gehts den Borkenkäferpfad wieder hinunter ins Tal der Ilse und schnurstracks zum Auto. Einmal mehr geht ein rundum gelungener Wandertag im Harz zu Ende.

Georg Hoff, Oktober 2012

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