Prolog
Meine sechste große Tour durch den Harz sollte mich ca. 31 km quer über den Acker führen und mir dabei immerhin drei Stempel der Harzer Wandernadel einbringen.
Nebliger Start


Mit Bus und Anrufsammeltaxi fahre ich am Sonntag, den 23. Juni nicht allzu früh morgens von Hahnenklee über Clausthal-Zellerfeld nach Stieglitzecke. Irgendwann kurz nach neun Uhr wandere ich los. Der Hochharz ist wolkenverhangen und an Fernsicht ist nicht zu denken. Die Stimmung passt aber gut zum Hochmoor, durch das mein Weg zunächst führt. Ich freue mich über das Wollgras und die einsame Stimmung und komme, abgesehen von einigen Fotostopps, zügig voran.
Schon verlaufen

Offenbar etwas zu zügig oder aber nicht zügig genug, jedenfalls bin ich nach knapp zwei Kilometern der Meinung, ich müsste bereits links abbiegen Richtung Stempelstelle Waidmanns Ruhe. Das ist jedoch gut zwei Kilometer zu früh, und die ersten Zweifel, die mich auf die Karte blicken lassen, kommen mir erst nach diversen hundert Metern des Laufens in die falsche Richtung. Das kommt davon, wenn man nur auf einen grünen Punkt achtet und nicht darauf, ob sich dieser in einem Dreieck oder in einem Quadrat befindet. Nun denn, also laufe ich das Stück wieder zurück und setze meinen Weg fort.
Komische Begegnungen

Kurz darauf begegne ich einem wandernden bzw. stehenden Paar, denn sie ist gerade damit beschäftigt, ihm dabei zu helfen, einen etwas albern aussehenden Regenumhang überzuziehen. Meine Bemerkung “Sehr schick!” hat er mir dabei hoffentlich nicht übel genommen. Nun werde ich also “verfolgt” und muss entsprechend schneller gehen, um wieder Abstand und Ruhe zu bekommen. Dummerweise fängt es nun wirklich an zu regnen und es hört nicht wieder auf, bis ich an der Stempelstelle Waidmanns Ruhe angelangt bin, die sich glücklicherweise in einer Schutzhütte befindet. Nach kurzer Rast breche ich wieder auf, just in dem Moment, als das mir nachfolgende Paar eintrifft. Nach wenigen Metern hält doch tatsächlich ein Kleinwagen vor mir auf dem Weg und der ziemlich alt wirkende Fahrer fragt mich, ob die Stempelstelle noch weit sei. Der Mensch muss von Sieber aus bis hierher mit seinem Auto gefahren sein, um sich den Stempel zu holen. Tsts.
Vom Regen verfolgt

Erleichtert nehme ich ein Nachlassen des Regens wahr, worauf dummerweise ein mittelschwerer Regenguss folgt. Ich erwische die Abzweigung nach rechts Richtung Stollenklippe, dem Regen gelingt dies ebenfalls. An der Stollenklippe muss es einen Erdrutsch gegeben haben, der Weg ist jedenfalls für Fahrzeuge gesperrt und die relativ frische Abbruchkante sieht durchaus beeindruckend aus. Während ich weiter etwas missmutig durch den Regen laufe, überlege ich, wieviel Sinn es wohl macht, bei diesem Wetter bis zum Schindelkopf zu wandern. Auf ca. 650 m Höhe biege ich nach rechts ab Richtung Hanskühnenburg, der Weg führt nun bergan und - oh Freude - der Regen hört auf. Damit nicht genug kommt sogar die Sonne zum Vorschein. Einige Mountainbiker rasen mit einem Affenzahn an mir vorbei talwärts und kurze Zeit später erreiche ich den Teilungspfahl auf 743 m Höhe.
Ist der zweite Stempel da?


Nun gehts links weiter zum Schindelkopf. Bei überwiegendem Sonnenschein macht dieses relativ lange Teilstück Spaß, viel Interessantes zu fotografieren gibt es allerdings nicht. Zwischendurch gehe ich ein paar Meter abseits zur Sophienklippe und mache dort eine kurze Rast. Am Schindelgraben schließlich erreiche ich mit 492 m den tiefsten Punkt meiner Wanderung. Ich umrunde den Schindelkopf bis zur Schutzhütte auf ca. 570 m Höhe. Kurz vor der Hütte fotografiere und genieße ich die Aussicht Richtung Osterode und Sösestausee. Am Stempelkasten wurde leider das Gummi vom Stempel geklaut, so dass ich mit der Ersatznummer vorlieb nehmen muss.
Wildnis auf dem Ackerkamm


Kurz hinter der Hütte treffe ich ein weiteres wanderndes und stempelndes Paar, das wohl vom Sösestausee heraufgekommen ist und dessen “bessere Hälfte” offenbar schon etwas genervt ist (“Wo ist denn jetzt diese scheiß Hütte?!”). Von der Hanskühnenburg (meinem nächsten Ziel) haben sie tatsächlich noch nie etwas gehört, na sowas. Mein Weg führt nun rechts hinauf und ist nun ein unwegsamer Pfad, gespickt mit Wurzeln, Steinen, Matsch und Pfützen. Ein entgegenkommender Mountainbiker, der sein Rad halb schiebt, halb trägt, versichert mir, dass er diesen Weg bestimmt nicht noch einmal einschlagen werde. Die schönen Aussichten jedenfalls nehmen zu, so dass ich mehrere Male meine Wanderung fürs Fotografieren unterbreche. Insgesamt ist der Weg abwechslungsreich und wunderschön.
Hanskühnenburg


Schließlich erreiche ich auf gut 810 m Höhe die Hanskühnenburg. Ich mache nur eine kurze Rast, fotografiere ein wenig und begebe mich dann auf den Weg zur letzten ca. sieben Kilometer langen Etappe. Wieder halten Klippen und Aussichten mich auf. Der Weg führt teils abenteuerlich hinab zum Auerhahnplatz (ca. 720 m) und dann den Reitstieg aufwärts Richtung Stieglitzecke. Da sich der Stempel Morgenbrodshütte bereits in meinem Heft befindet, kann ich mir diesen Abstecher sparen.
Durchs Hochmoor zurück


Zuguterletzt überquere ich auf einem Pfad das Hochmoor und gehe den letzten Kilometer gemächlich jenen Weg, auf dem ich meine Wanderung begonnen habe. In der Nachmittagssonne nebst guter Fernsicht sieht die Umgebung nun gänzlich anders aus.
Magdeburger Hütte


An der Schutzhütte Stieglitzecke (ca. 809 m) verbringe ich das Warten auf den Bus mit fotografieren. Neben Sonne und Wolkenformationen fügen sich Regenschleier über dem südwestlichen Harzvorland zu einem schönen Gesamtbild. Und das Mitschleppen von knapp zwei Kilogramm Kamera (Olympus E-5 mit Zuiko 50-200mm 1:2.8-3.5) plus Stativ will ja gerechtfertigt sein.
Geschafft
Mit dem Bus gehts dann bequem über Clausthal-Zellerfeld zurück nach Hahnenklee. Nicht zuletzt weil das Wetter insgesamt wirklich gut war hat die Wanderung über den Acker viel Spaß bereitet.
Georg Hoff, Juni 2013